Bleibt alles anders – Die neue Saison beim HSV Handball

Sonntagnachmittag, 17:15 Uhr Spitzenspiel in der DKB Handball Bundesliga. Auf dem Papier empfängt der HSV Handball, Champions League-Sieger 2013, den THW Kiel, deutscher Meister 2014 und Champions League-Finalist 2014.

Doch in diesem Jahr ist die Situation gänzlich anders. Das merkt man schon bei der Anreise. Die Zufahrtsstraßen, auf denen in den Vorjahren bei dieser Begegnung die Fans beider Teams oftmals im Stau standen, sind an diesem Tag leer. Statt einer ausverkauften Halle finden sich am Ende nur 8457 Zuschauer in der O2 World ein. Geschäftsführer Christian Fitzek bewertete das Interesse am HSV dennoch positiv „Die Zuschauerzahlen steigen, da sind wir sehr zufrieden.“

Sicher liegt die niedrige Zuschauerzahl gegen den THW auch daran, dass es noch sehr früh in der Saison ist, und die Mannschaften erst 2 Spiele absolviert haben. Doch die Stimmung, die in der O2 World in der Luft liegt ist generell anders. Alles ist ein wenig kleiner und bescheidener geworden. Die Stadionhefte, die im letzten Jahr noch aus einem dicken DINA5-Magazin mit 56 Seiten bestanden, sind in dieser Saison nur kleine Flyer. Nach der Fast-Insolvenz und dem monatelangen Theater um die Lizenzerteilung für die Handball-Bundesliga, hat sich einiges verändert in der Hansestadt. Das langjährige Gesicht der Hamburger, Trainer Martin Schwalb, hat den Verein verlassen bzw. wurde entlassen. Erst erlitt der 51jährige im Schock über diese Entwicklung einen Herzinfarkt, dann folgte die Klage gegen seinen alten Arbeitgeber. Am 22.September sieht man sich vor dem Arbeitsgericht. So richtig ruhige Fahrwasser haben die Hamburger in Umfeld des Teams also nicht erreicht.

Auch die Mannschaft des HSV Handball ein neues Gesicht bekommen, Zahlreiche Leistungsträger aus den letzten Jahren haben Hamburg den Rücken zugekehrt. Besonders bitter an diesem Tag – Das Spiel ist gleichzeitig das Wiedersehen mit Joan Canellas und Domagoj Duvnjak. „Dule“, wie er mit Spitznamen genannt wird, wurde als Sportler in Hamburg erwachsen und entwickelte sich zum Welthandballer. Jetzt kehren die beiden Superstars in der Weltauswahl des THW Kiel zurück in die O2 World.  Bei den Hamburgern wird dagegen auf günstigere Nachwuchsspieler gesetzt – zwangsweise. Der Verein hat strenge Auflagen für die neue Saison erhalten.

Irgendwie scheinen auch die Fans nicht so recht zu wissen, wo ihr HSV in diesem Jahr sportlich einzuordnen ist. Die ersten Partien beim VFL Gummersbach und gegen den TSV Hannover Burgdorf endeten unentschieden. In der ersten Halbzeit gegen den THW Kiel steht der HSV Handball defensiv gut. Zwölf Gegentore sind gegen Kiel keine schlechte Leistung. Die sieben eigenen Tore zeigen aber deutlich, dass vor allem in der Offensive noch große Abstimmungsprobleme vorliegen.

Als Kiel in den ersten fünf Minuten der zweiten Halbzeit auf 14:8 davonzieht, bahnt sich ein Debakel an. Aber die Hamburger haben immer noch einige „Altstars“ des deutschen Handballs in ihren Reihen. Neben Pascal Hens, Stefan Schröder und Adrian Pfahl ist vor allem Torwart Johannes Bitter zu nennen. Der „Jogi“ spielte am Sonntag ganz groß auf, und hielt seine Mannschaft mit überragenden Paraden und drei gehaltenen Siebenmetern in der Partie. Und irgendwann sprang der Funke dann auch auf seine Mannschaftskollegen und das Hamburger Publikum über. Während die Kieler immer hektischer und konzeptloser wurden, knabberte der HSV mit großem Einsatz Tor um Tor vom Rückstand ab.

Dennoch reichte es am Ende nicht, weil der angesagte Kempa-Trick zum 19:19 nicht funktioniert. Die Kieler waren mit einem blauen Auge davongekommen. Bei den Hamburgern überwiegte dagegen die Enttäuschung, dass eine sehr gute kämpferische Leistung nicht zum Erfolg reichte. So richtig einordnen konnte Torwart Johannes Bitter das Spiel und den Saisonstart nach dem Spiel auch nicht: “Wenn man sich die Punkte und Tore anschaut, dann sieht das irgendwie komisch aus. Müsste gefühlt anders sein.”

Vielleicht müssen sich die Hamburger und ihre Fans aber einfach erst daran gewöhnen, dass der HSV in diesem Jahr andere Ansprüche haben muss. „Unser Saisonziel? Euch Begeistern!“ steht auf dem Stadionflyer. Diesem Saisonziel kam der HSV Handball am Sonntag sehr nahe. Für mehr reicht es bisher (noch) nicht.

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