Anglo-Amerikanische Festtage 3/3 – NHL Winter Classic

Anglo-Amerikanische Festtage 3/3 – NHL Winter Classic

Die Zeit der Weihnachtsfeiertage und rund um den Jahreswechsel fristet in der deutschen Sportwelt eher ein Schattendasein. Allenfalls der Wintersport, u.a. mit der Vierschanzentournee, ist aktiv. Die Bundesliga und auch der Handball befinden sich aber im Winterschlaf.

Das ist im anglo-amerikanischen Raum ganz anders. Dort gehören die “Holidays” zu den wichtigsten Terminen im Sportkalender. Sportpassion widmet sich dem Geschehen auf der Insel und in den USA in einer dreiteiligen Serie. Teil drei: Für das Eishockey Magazin habe ich das “Winter Classic” in der NHL näher beleuchtet. 

Wie damals auf dem Dorfteich – NHL Winter Classic

Einmal im Jahr werden die großen harten Jungs der NHL ganz rührselig. Dann erinnern sich vor allem die Profis aus Kanada an ihre Kinder- und Jugendtage.  Als kleine Jungs spielten sie damals auf dem Dorfteich oder dem selbstgebastelten Eishockeyrink hinter dem Elternhaus. Als Reminiszenz an die Wurzeln des Eishockeysports unter freiem Himmel,  findet immer an Neujahr das Winter Classic in der National Hockey League statt[1]. Dabei treten zumeist zwei Mannschaften aus den USA auf einer Eisfläche in einem Baseball- oder Footballstadion gegeneinander an.

„Tradition“ seit 2008

Der Name Classic ist allerdings etwas irreführend, denn diese „Tradition“ ist gerade einmal sieben Jahre alt. 2008 begann mit dem Spiel der Pittsburgh Penguins bei den Buffalo Sabres eine große Erfolgsgeschichte für die NHL.  Bei Temperaturen knapp unter dem Gefrierpunkt und immer wieder einsetzenden Schneefällen bot sich den mehr als 71.000 Zuschauern ein Bild wie aus einer Postkartenidylle. Das dann ausgerechnet das Gesicht der Liga, Superstar Sidney Crosby, den Siegtreffer im Penaltyschießen erzielte, war ein weiterer Glücksfall für die Liga.

Überhaupt hat sich das Winter Classic als echter Glücksgriff für die NHL entpuppt. Die Einschaltquoten waren bisher immer sehr gut. Das Winter Classic 2009 zwischen den Detroit Red Wings und den Chicago Blackhawks war beispielsweise das NHL-Spiel mit dem höchsten Fernsehanteil seit 33 Jahren.

Neben den Erträgen aus den TV-Übertragungen verdient die NHL eine Menge Geld mit den Fanartikeln rund um das Spiel. Die Mannschaften treten meist in speziell für dieses Spiel entworfenen Trikots an. Dabei erinnern die Designs häufig an alte Trikots der Vereine aus früheren Jahrzehnten.

Außerdem ist die Vorberichterstattung zum Winter Classic in jedem Jahr ein voller Erfolg gewesen. Der Fernsehsender HBO hatte in einer hervorragenden Dokumentation die Mannschaften, die im Winter Classic gegeneinander antraten, begleitet. Dabei beleuchteten die Sendungen den Weg der Teams vor dem großen Spiel, und boten den Zuschauern viele Hintergrundinformationen und manchen Blick hinter die Kulissen der NHL[2].

Marco Sturm schreibt Geschichte

Auch ein Deutscher konnte bereits bei einem Winter Classic Geschichte schreiben. Marco Sturm erzielte 2010 den Siegtreffer für die Boston Bruins in der Verlängerung beim 2:1 im altehrwürdigen Fenway Park. Wie auf Bestellung hatte es kurz vor Spielbeginn angefangen ´zu schneien, und das legendäre Baseballstadion, in dem sonst die Boston Red Sox ihre Heimspiele austragen, lag unter einem dünnen weißen Schleier.

Nachdem 2013 das Winter Classic dem Tarifstreit zwischen den Teambesitzern und den Spielern zum Opfer fiel, hatte die NHL in der letzten Saison ein ganz besonderes Spiel organisiert.

Nachbarschaftsduell vor mehr als 100.000 Zuschauern

Erstmals nahm auch ein kanadisches Team am Winter Classic teil. Die Maple Leafs aus Toronto reisten dabei nur knapp 400 Kilometer in einen Vorort von Detroit. Im Michigan Stadium in Ann Arbor versammelten sich mehr als 100.000 begeisterte Fans aus den Nachbarstädten und feierten ihre Mannschaften. Ob die NHL dabei einen neuen Weltrekord für die Zuschauerzahl bei einem Freiluftspiel aufstellen konnte ist zwar unklar[3], dennoch zeigte auch diese Spiel, dass das Konzept weiterhin funktioniert

Stadium-Series als Widergutmachung für den Lockout

Neben dem Winter Classic gehört auch das sogenannte „Heritage Classic“ mittlerweile fest zum Terminkalender der NHL. Dabei treten zwei Mannschaften aus Kanada gegeneinander an. Beim ersten Spiel im Jahre 2003 zwischen den Edmonton Oilers und den Montreal Canadians lagen die  Temperaturen dabei  um -18° Celsius.

Während das Heritage Classic als kanadisches Gegenstück zum Winter Classic also durchaus Sinn macht, hat es die Liga aber in der letzten Saison mit den Spielen unter freiem Himmel eventuell übertrieben. 2013/14 wurden neben den genannten „Classic-Spielen“ vier weitere Spiele nicht unter dem Dach einer Eishockeyarena ausgetragen. Die Spiele waren als eine Art Entschädigung für den Lockout in der Vorsaison gedacht.

Erstmals fand ein Spiel auch außerhalb eines der traditionellen Eishockeystandorte im Norden der USA statt. Die Los Angeles Kings empfingen dabei die Anaheim Ducks im Dodgers Stadium. Im Rahmenprogramm rund um das Spiel wurde dabei u.a. Beachvolleyball geboten. Die Puristen unter den Eishockeyfans waren teilweise entsetzt.

Der wirtschaftliche Erfolg und auch der Gewinn des Stanley Cup durch die L.A. Kings bestätigen aber den Weg der Liga. So findet auch 2015 ein Spiel in Kalifornien statt. Diesmal empfangen die San Jose Sharks den Meister aus Los Angeles am 21. Februar zum Duell unter Palmen.

Winter Classic 2015 in der Hauptstadt

Das Winter Classic 2015 findet dagegen im Nationals Park in Washington D.C. statt. Die heimischen Capitals um Alex Ovechkin spielen gegen den Meister von 2010 und 2013, die Chicago Blackhawks. Sport1 US überträgt am Neujahrstag live ab 19:00 Uhr, so dass auch die deutschen NHL-Fans das Spektakel unter Flutlicht voll genießen können.

Die DEL trägt 2015 übrigens ebenfalls ein Freiluftspiel aus. Nachdem 2013 bereits das Spiel zwischen den Nürnberg Ice Tigers und den Berliner Eisbären im Fußballstadion von Nürnberg ausgetragen wurde, gibt es 2015 erneute ein „Winter Game“ in der Deutschen Eishockey Liga. Am 10. Januar treffen die Kölner Haie im rheinischen Derby in der Düsseldorfer Esprit-Arena auf die DEG[4].

Sendezeit:

01.01.2015 19:00-21:30 Uhr         Sport1US – Chicago Blackhawks at Washington Capitals

 

Artikel auf der Seite des Eishockey Magazins:

http://www.eishockey-magazin.de/wie-damals-auf-dem-dorfteich-nhl-winter-classic/archives/56608

Bild: Copyright Sport1US HD

[1] Das Winter Classic 2012 zwischen den New York Rangers und den Philadelphia Flyers fand am 2. Januar statt, um Konflikte mit Footballspielen der NFL und im College zu vermeiden.

[2] Seit 2014/15 hat der Sender EPIX die Serie „Road to Winter Classic“ in seinem Programm. Außerdem gibt es auch eine „Road to Statium Series“-Dokumentation.

[3] Die NHL gab gegenüber dem Guiness Book of Records die Zahl der verkauften Karten an, weil eine genaue Auswertung der Zuschauer am Veranstaltungstag nicht möglich war. Die Zuschauerzahl soll jetzt anhand von Fotos bestimmt werden.

[4] ServusTV überträgt die Begegnung Düsseldorfer EG – Kölner Haie von 14:45-19:35 Uhr live im FreeTV

 

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