NHL Playoffs 2018 – Runde 1 – Boston Bruins vs. Toronto Maple Leafs

NHL Playoffs 2018 – Runde 1 – Boston Bruins vs. Toronto Maple Leafs

Eine Reihe oder drei?

Wie konnten sie soweit kommen?

Boston benötigte ein paar Wochen um richtig in Form zu kommen. Im letzten Drittel der Hauptrunde war die Mannschaft dann aber eine der besten der gesamten NHL. Überraschend verlor Boston aber ein Nachholspiel einen Tag nach dem offiziellen Saisonende gegen die Panthers. Statt Heimrecht durch die kompletten Playoffs in der Eastern Conference zu haben, mussten sich die Bären mit dem zweiten Platz in der Atlantic Division begnügen.

Toronto hatte einen deutlich besseren Saisonstart. Gegen Mitte des Jahres verloren die Leafs aber etwas den Anschluss an die Spitze der Atlantic Division. Am Ende reichte es für Platz drei mit 105 Punkten. 49 Siege bedeuteten gleichzeitig einen Vereinsrekord für die Mannschaft vom Lake Ontario.

Wie gut kennen sich die Teams?

Insgesamt 14 Serien gab es bisher zwischen den Teams, der Großteil davon liegt allerdings vor 1975. Den letzten Vergleich 2013 gewannen die Bruins mit 4:3, nachdem Toronto 14:45 Minuten vor Ende von Spiel 7 in Boston bereits mit 4:1 vorne lag.

Drei der vier Spiele in der Hauptrunde gewannen die Kanadier, eines davon nach Verlängerung. Das Torverhältnis war 12:10 für die Leafs.

Was wird wichtig?

Die vielleicht beste Reihe der NHL spielt in dieser Serie gegen eine der Mannschaften der NHL mit dem größten Potenzial. Bostons erste Reihe ist überragend und bereitet jedem Gegner Probleme. Die Maple Leafs haben dazu auf den ersten Blick kein herausragendes Verteidigerpaar, welches bei jeder Eiszeit von David Pastrnak, Brad Marchand und Patrice Bergeron die Stürmer in Schach halten könnte. Erstens gelang es Toronto aber in den vier Saisonspielen vergleichsweise gut Tore für die drei genannten Spieler zu verhinden. Zweitens muss die Kombination auch zusammen auf dem Eis stehen. Lediglich Pastrnak absolvierte alle 82 Saisonspiele. Bergeron und Marchand fehlten mindestens 14 Partien. Der Center wegen Verletzungen, Marchand dazu auch wegen Sperren. Auch das Thema Disziplin kann ein Faktor in den Playoffs werden. „The Rat“, wie Marchand nach jeweiliger Perspektive in Hassliebe von heimischen und gegnerischen Fans genannt wird, darf sich keine weiteren Aussetzer leisten, sondern muss sich auf seine hervorragenden Qualitäten als schneller Instinktspieler verlassen. Für ein Weiterkommen der Bruins ist Marchand zu wichtig, als das er sich mit unnötigen Aktionen selbst aus dem Spiel nehmen darf.

Für Toronto wird es darauf ankommen durch eine geschlossene Mannschaftsleistung zu verteidigen. Mike Babcock probierte zudem in der regulären Saison einige Reihenzusammenstellungen aus, und wird im Bedarfsfall nicht lange zögern um neue Kombinationen an Spielern aufs Eis zu schicken. Ähnlich wie bei Boston wird auch das Thema Gesundheit große Bedeutung haben. Einen längeren Ausfall von Spielern wie Auston Matthews, der 20 Begegnungen in der Hauptrunde ausfiel, können sich die Leafs ebenfalls nicht leisten.

Bemerkenswert: Boston lässt nur 29,3 Torschüsse der Gegner zu, einzig Carolina war in dieser Kategorie noch besser. Die Leafs erlauben dagegen 33,9 Torschüsse, nur Florida und die beiden New Yorker Mannschaften waren schlechter.

Wer macht die Tore?

99 der 267 Tore die Boston in der Vorrunde erzielte wurden von David Pastrnak, Brad Marchand und Patrice Bergeron beigesteuert, das ist genau jeder dritte Treffer. Dennoch dürfen die Gegner nicht den Fehler machen, die Bruins nur auf diese Spieler zu beschränken. Zwar erzielte kein andere Spieler mehr als 17 Tore, dafür trafen aber insgesamt acht Akteure zweistellig. Außerdem verstärkte sich Boston mit Rick Nash zur Trade Deadline, um genau diese Ausrechenbarkeit etwas zu mindern, und den hinteren Reihen mehr Tiefe zu geben. Eins ist klar, nur mit einer guten Reihe kann Boston den Titel nicht gewinnen. Für das ein oder andere Spiel und eventuell eine gute Serie reichen die Top 3 dennoch.

Apropos Top 3. Die drei besten Torjäger der Maple Leafs erzielten zusammen sogar 102 von 270 Toren. Allerdings spielen James van Riemsdyk, Matthews und Nazem Kadri nicht zusammen, sondern verteilen sich auf die ersten drei Reihen von Toronto. Genau das ist eine der Stärken der Mannschaft von Mike Babcock. Die Leafs sind sehr schwer ausrechenbar. Patrick Marleau, Mitch Marner und William Nylander trafen zudem auch mehr als 20 Mal, drei andere Akteure noch zweistellig. Jedoch zeigt sich auch in der Offensive das eher durchschnittliche Niveau der Verteidiger der Ahornblätter. Kein Abwehrspieler erzielt mehr als sechs Tore.

Wer hält die Pucks

Zwar zeigte Anton Khudobin in einer Phase der regulären Saison, dass er in Zukunft durchaus die Nummer eins eines NHL-Teams werden kann, aber Tuuku Rask wird die Playoffs für die Bruins beginnen. Der 31-jährige Finne spielte für seine Verhältnisse eine eher durchschnittliche Saison, was aber mehr an den teils überragenden Vorjahren lag. 91,7 % Fangquote und 2,36 Gegentore pro Partie sind beileibe keine schlechten Werte.

Frederik Andersen hatte mit 91,8 % eine ähnliche Fangquote, mit 2,81 allerdings den höheren Gegentorschnitt. Außerdem stand der Däne in 66 Partien im Tor, und hat damit die deutlich höhere Belastung ertragen. Im Vorjahr spielt Andersen in der gleichen Anzahl von Spielen und zeigte danach auch gute Leistungen beim knappen Erstrundenaus gegen Washington.

Überzahl oder Unterzahl?

Die gute Chemie der  besten Spieler bei 5 gg. 5 schlägt sich erwartungsgemäß auch im Überzahlspiel der Bruins nieder. 23,5 % ergeben die viertbeste Quote der Liga. Auf der Gegenseite sind die Leafs beim zusammenziehen ihrer Stürmer aber noch erfolgreicher. Nach den Penguins haben die Ahornblätter mit 25 % das zweitbeste Powerplay der NHL.

In Unterzahl hat Boston bisher die bessere Quote gehabt. 85,3 % (Platz 3) stehen hier 81,4 % (12) gegenüber. Vor der Serie sieht es so aus, als hätte keine der Mannschaften einen signifikanten Vorteil bei den Special Teams.

Zuhause oder Auswärts?

Auf heimischen Eis sind beide Teams eine Macht. Boston gewann 28 Heimspiele, Toronto 29. In fremder Halle fanden sich die Bruins etwas besser zurecht und hatten eine Bilanz von 22-12-7. Die Leafs lagen hier bei 20-16-5.

Wer gibt die Anweisungen?

Bruce Cassidy hat in knapp eineinhalb Jahren hinter der Bande der Bruins sehr gute Arbeit geleistet. Allerdings scheiterte er im letzten Jahr früh an den Ottawa Senators. Die Erfahrung in den Playoffs fehlt dem 52-jährigen bisher.

Ganz anders dagegen die Vita von Mike Babcock. Der Headcoach der Maple Leafs kann auf 150 Spiele in der Endrunde (Cassidy derer zwölf) zurückblicken, erreichte dreimal das Finale und gewann 2008 mit Detroit den Stanley Cup. Zudem hat der 54-jährige zahlreiche internationale Erfolge mit kanadischen Teams gefeiert. Auch 2016/17 bracht Babcock den großen Favoriten aus Washington an den Rand einer Niederlage. Kann Mike Babcock die richtigen Schlüsse aus den Erfolgen gegen Boston in der Hautprunde ziehen, dann geht es für die Leafs in diesem Jahr sogar einen Schritt weiter.

Wie geht es aus?

Sicherlich sind die Bruins sehr abhängig von ihrer ersten Reihe, aber einige weitere Punkte sprechen für das Weiterkommen von Boston. Die Defensive ist besser besetzt als die der Leafs und Rask hat die größere Erfahrung als Konkurrent Andersen. Toronto wird sehr gut vorbereitet sein, und Babcock dürfte die eine oder andere Überraschung aus dem Helm zaubern. Dennoch können die Bruins sich nur selbst schlagen. Bleiben sie diszipliniert und verletzungsfrei, dann steht Toronto dem Divisionduell gegen Tampa Bay in der nächsten Runde nicht im Weg. Boston siegt in sechs Spielen.

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